Heilpflanze des Jahres 2022: Brennessel (Urtica dioica)

Die Brennnessel wurde zur Heilpflanze des Jahres 2022 gewählt. Therapeutisch werden alle Pflanzenteile genutzt, insbesondere zur Durchspülung und bei rheumatischen Beschwerden.

Bereits zum 20. Mal hat der NVH (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise) Theophrastus die Heilpflanze des Jahres gekürt. Für das Jahr 2022 wurde die Brennnessel (Urtica dioica) ausgewählt. Ein Grund dafür war laut Heilpraktiker Konrad Jungnickel, Vorsitzender der Jury, dass die zutiefst einheimische Pflanze so ungeheuer vielseitig nutzbar sei.

 

Vielseitiger therapeutischer Einsatz

Alle Pflanzenteile der Brennnessel werden therapeutisch genutzt. Es werden leicht harntreibende, entzündungshemmende, schmerzstillende, durchblutungsfördernde und immunmodulierende Wirkungen beobachtet.

Brennesselblätter und -Kraut

Extrakte und Tees aus Brennnesselblättern und -Kraut (Urticae folium & herba) werden innerlich zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege (HMPC: Traditional use), bei Nierengrieß sowie innerlich und äußerlich zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden angewendet.

Zur Wirksamkeit bei Gelenkbeschwerden, entzündlichen Gelenkerkrankungen oder rheumatoider Arthritis liegen vor allem Anwendungsbeobachtungen und Post-Marketing-Studien vor, die eine deutliche Besserung der Symptome (40%-90%) nach drei Wochen zeigen.  Die diuretische Wirkung wurde anhand einer offenen Studie von 32 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz und chronischer Veneninsuffizienz belegt.

Brennnesselfrüchte

Zur Anwendung von Brennnesselfrüchten (Urticae fructus/semen) liegen keine Wirksamkeitsnachweise vor. In der Volksmedizin werden die Früchte äußerlich als Auflage bei Hauterkrankungen und Rheuma genutzt. Innerlich wird das kaltgepresste Öl als Tonikum angewendet. Es finden sich auch Hinweise auf die Verwendung als Antidiarrhoikum, Hämostyptikum und bei Gallenbeschwerden.

Brennnesselwurzel

Brennnesselwurzel (Urticae radix) wird angewendet bei Beschwerden der ableitenden Harnwege im Zusammenhang mit benigner Prostatahyperplasie (HMPC: Traditional use).

Zur klinischen Wirksamkeit bei dieser Indikation liegen sowohl Erfahrungsberichte als auch offen kontrollierte und randomisierte placebokontrollierte Studien vor. Die geprüften Extrakte waren bei der Verbesserung subjektiver Miktionsbeschwerden und der Lebensqualität sowie den objektiven Zielgrößen Miktionsvolumen, maximaler Harnfluss, Restharn und Abfall von sexualhormonbindenden Globulins Placebo signifikant überlegen. Allerdings schlossen die Studien oft nur wenige Probanden ein und hatten eine sehr kurze Studiendauer, weshalb die Datenlage als unzureichend gilt.

Brennnessel ist kein Unkraut

Die Brennnessel sei zudem wichtig für ein ausgeglichenes Zusammenspiel der Natur, erklärt Jungnickel. Die häufig als Unkraut angesehene Pflanze ist fast ausschließliches Nahrungsmittel für die Raupen einiger Schmetterlingsarten. Deshalb solle sie nicht schonungslos aus den Gärten verbannt werden.

Historischer Nutzen

Die Vielseitigkeit der Pflanze zeigt sich seit Jahrtausenden auch als Grundstoff für die Papierherstellung, als Faserpflanze zur Herstellung von Kleidung, zum Färben von Wolle oder als Nahrungsmittel in Form von Suppe oder Brennnesselspinat, heißt es in der Pressemitteilung des NHV Theophrastus weiter.

Informationen rund um die Brennnessel

Auf der Website des Vereins steht eine Onlinepräsentation über die historische Nutzung der Brennnessel zur Verfügung. Weitere Informationen sollen 2022 veröffentlicht werden. Zweck dieser Aktivität sei es, auf Schätze der Natur aufmerksam zu machen und damit traditionelles und modernes naturheilkundliches Wissen weiterzugeben. Vorgänger der Brennnessel waren unter anderem Meerrettich, Lavendel, Zwiebel und Wegwarte.